Vinyl und Papier

Interview mit Familie K.

bunkerlebenherne:  Herzlich willkommen im Bunker!

Rebekka, Stephan: Hallo, schön, dass wir dabei sein können!
Pepe: Ja?! Ja?!

blh: Nach innerem Ringen, habt ihr euch nun entschieden, dabei zu sein.
Mögt ihr uns erzählen, was die Überlegungen – Fürs und Widers – waren
und was letztendlich den Ausschlag gab, nach Herne zu kommen?
R, S: Da wir beruflich noch nicht gefestigt sind, wollten wir uns zunächst nicht richtig auf das Projekt einlassen, in der Sorge, dass wir doch nochmal von hier wegziehen müssen. Überzeugt haben uns dann aber doch die Philosophie des Projekts und vor allem die anderen Bewohner:innen. Lieber die nächsten Jahre in einer großartigen Gemeinschaft wohnen und dann wegziehen müssen, als die Erfahrung zu verpassen. Und vielleicht hilft uns das Wurzelschlagen auch, um wirklich hier bleiben zu können.

blh: Rebekka, du bringst dich bei der Planung der Ausstattung der vielen Gemeinschaftsflächen ein. Was denkt ihr, wird euer persönliches „Highlight“, was werdet ihr am intensivsten nutzen, worauf freut ihr euch am meisten?
R: Ich freue mich auf die Dachterasse! Laue Sommerabende mit den anderen Bewohner:innen und Freund:innen genießen und dann ganz gemütlich nur die Treppe runter nach Hause gehen. Was will man mehr?
S: Da kann ich mich nur anschließen. Aber nicht nur rumsitzen, sondern auch ein bisschen an der Boulderwand abhängen oder gärtnern.

blh: Stephan, deine beachtliche Vinyl-Sammlung wird im Bunker ihre
würdige Umgebung finden. Erwartet uns auch Tanzbares im Gemeinschaftsraum?
S: Nicht nur! Ich habe eine Sammlung, die viele Genre abdeckt. Einige Platten gehören aber auch Rebekka. Will man lieber fetzigen Punk oder Punkrock hören? Klassiker wie Pink Floyd, die Beatles oder ABBA? Oder doch lieber etwas Entspanntes zum Verweilen und an die Bunkerwand starren und tagträumen? Da ist bestimmt für jeden Geschmack etwas dabei. Aber nicht nur wir sammeln Schallplatten. Da gibt es im We House wohl noch mehr Schallplattensammler, wie wir mitbekommen haben.

blh: Rebekka, was sammelst du?
R: Ich sammel nicht wirklich Dinge. Aber ich lese sehr gerne. Einige Bücher werden also mit umziehen müssen. Ansonsten versuchen wir eher weniger Dinge zu haben. Das ist ja auch eine Idee vom we House: Sich Dinge teilen, um weniger besitzen zu müssen. Den Gedanken finde ich gut! Vom Minimalismus sind wir persönlich aber noch weit weg. Aber der Schritt ins we House zu ziehen schafft eine gute Grundlage!

blh: Wie seid ihr auf das Projekt aufmerksam geworden?
S: Durch Zufall, wie wahrscheinlich viele, die bereits im We House dabei sind. Wir haben immer mal auf Wohnungsbörsen gestöbert, was es derzeit so gibt, waren aber nicht dringend auf der Suche etwas Neues zu finden. Eines Abends habe ich mich mal intensiver auf Entdeckungstour begeben und bin über eine Wohnprojekte-Seite auf das We House gestoßen. Ich habe den Link kopiert, ihn direkt Rebekka geschickt, damit sie sich den in Ruhe angucken kann und der Rest ist bekannt.
R: Und ich war sofort Feuer und Flamme. In Ruhe angeguckt haben wir uns die Informationen eigentlich erst nachdem wir schon das Kontaktformular ausgefüllt hatten.

blh: Vielen Dank, dass ihr uns Rede und Antwort gestanden habt.

t wie teilen

Beispiel 1:
Ein Extra-Zimmer nur um Besuch unterzubringen, steht die meiste Zeit leer. Auch will nicht jeder Übernachtungsesuch in der eigenen Wohnung haben und nicht jeder Besuch fühlt sich im privaten Umfeld wohl. Eine Übernachtung im Hotel oder in einer extra angemieteten Ferienwohnung sind die Alternative.
Oder unsere zwei Gästezimmer mit eigenem Zugang von außen :-).

Beispiel 2:
500 g Basmati-Reis in demeter-Qualität kosten 3,95 € (7,90 € / kg).
25 Kilo davon kosten 113,95 € (4,56 € / kg ).
Neben viel Verpackung ergibt sich durch gemeinsamen Großmengen-Einkauf also auch ein erheblicher Kostenspareffekt.
Wir planen daher ein gemeinschaftliches Lebensmittellager für die Bewohner ein.

Beispiel 3: Carsharing
Wenn Du nicht ständig auf das Auto angewiesen bist und es nicht täglich oder regelmäßig für längere Strecken brauchst, lohnt sich Carsharing. Bis etwa 10.000 km/Jahr ist das günstiger als ein eigener PKW. Bei jährlich 5.000 Kilometern können so man bis zu 1.500 Euro weniger Kosten anfallen. Ganz abgesehen vom Platz, den dein NICHT belegt, wenn es ungenutzt rum steht.
Die we-house-Initiatoren planen die Zusammenarbeit mit einem E-Auto-Carsharing-Anbieter.

s wie sorgen

Der Begriff „Sorgende Gemeinschaft“ taucht in letzter Zeit vor allem in Bezug auf den demografischen Wandel auf.
Wir können keine professionelle Pflege ersetzen und wollen die Bedeutung gerne erweitern um das Sorgen als nachbarschaftliches Hilfsangebot z.B. bei der Hausaufgabenhilf, der Hausaustierbetreuung oder einfach beim Zuhören.

Aber auch die Sorge für unser Gemeinschaftseigentum gehört dazu: Gartenarbeit, Treppenhausreinigen oder Dingelager aufräumen machen zusammen bestimmt auch mehr Freude als alleine.

n wie nutzen

500 qm Dachterrasse mit Wellnessbereich, Sport- und Chillecken, mehrere Werkstatt-/Kreativ-/Hobby-Räume, eine große Gemeinschaftswohnküche, eine Fahrradgarage mit Werkstattecke, eine Waschküche und zwei Gästezimmer wollen genutzt werden.

Selber machen sowie gemeinschaftliches Kümmern und Erholen stärkt nicht nur den Zusammenhalt sondern fördert auch das Wohlbefinden und spart Ressourcen.

m wie minimieren

Weniger ist nicht immer mehr – beim Thema Aufmerksamkeit z.B. lässt sich streiten. Aber im Winter mal zuhause einen Pulli drüber zu ziehen und dafür die Heizung etwas runter zu drehen, oder beim Zähne putzen den Wasserhahn zu schließen bringt in der Summe schon was – bei der Fußabdruck-Rechnung.
Mit dem Wohnfläche reduzieren klappt es im Bunker wegen der vorgegebenen Struktur nicht so perfekt, aber beim Heizenergie sparen hilft uns rückgewonnene Abwärme z.B. aus unserem Duschwasser, das dann auch noch so aufbereitet wird, dass wir damit zusammen mit Regenwasser die Toiletten spülen und den Salat in der Indoorfarm bewässern können.

Was unsere individuellen Ziele zum Minimalismus angeht, bieten ausleihbare Bücher, Spiele, Geschirr, Werkzeuge, Haushaltsgeräte, Musikinstrumente usw. für genügend Spielraum zu ehrgeizigen Vorstößen.

b wie bunkern

Was man alles so bunkern kann…

Im Frühjahr war es Toilettenpapier, manch einer fühlt sich nur mit einem Schokovorrat gut, andere können sich von Büchern nicht trennen.

Im we-house können wir in Gemeinschaft einkaufen und lagern. Das spart Geld und Platz in der Wohnung. Eine große Bibliothek im Gemeinschaftsraum bietet Stoff für alle Leseratten. Und Spiele kann man hier auch teilen. Und gleich zusammen spielen…